Resilienz: Mit Niederlagen umgehen lernen 

Von Resilienz ist die Rede, wenn Menschen nach Krisen und Schicksalsschlägen zu einem erfüllten Leben zurückfinden. Psychische Widerstandskraft hilft dir dabei, an schwerem Leid nicht zu zerbrechen. Resilienz bezeichnet außerdem einen gesunden Umgang mit alltäglichen Sorgen und wiederkehrenden Katastrophen, die dich aufreiben. Stressbewältigung sowie in kritischen Situationen zu einem seelischen Normalzustand zurückzukehren, lassen sich erlernen. Resilienz ist besonders für Führungskräfte, Unternehmer und Freelancer unverzichtbar. Hast du eine dieser Funktionen inne, profitierst du von folgenden acht Schlüsselfaktoren.

Die Schlüsselfaktoren für mehr Resilienz als Freelancer und Unternehmer

Gesundheit gepaart mit seelischer Belastbarkeit ist ein breit diskutiertes Thema des 21. Jahrhunderts. Als Freelancer, Unternehmer und Führungskräfte tätige Menschen müssen in der Lage sein, sich vor physischen und psychischen Belastungen zu schützen. Resilienz (lat. resilire = zurückspringen, abprallen) steht für psychische Widerstandsfähigkeit. Diese Fähigkeit ist dir nicht angeboren, aber erlernbar. Sie kann je nach Art der Krise oder der Trauer und deren Dauer variieren. Niemand ist ständig im gleichen Maße widerstandsfähig und in der Lage, effektive Stressbewältigung zu leisten.

Wir leben in Zeiten ständigen Wandels und sind unberechenbaren Veränderungen und Entwicklungen sowie ständig wachsenden Anforderungen ausgesetzt. Da gilt es, mithilfe von gezieltem Training Überforderungsfallen bewusst zu umgehen. Du kannst es erlernen, gelassener zu reagieren und zu handeln, rascher wieder ins innere Gleichgewicht zu gelangen und spürbar an Lebensqualität zu gewinnen. Wenn du über eine stabile Resilienz verfügst, betrachtest du Schwierigkeiten als Bestandteile des Lebens und agierst lösungsorientiert.

Wodurch werden Menschen stark und widerstandsfähig? Die Resilienzforschung kommt nach langjährigen Studien zu aufschlussreichen Erkenntnissen. Die Forscher haben festgestellt, welche Eigenschaften, Einstellungen und Begabungen die psychische Widerstandskraft positiv beeinflussen und diese verstärken.

Resilienz für Führungskräfte, Unternehmer und Freelancer – die acht Schlüsselfaktoren inklusive Übungen 

1. Akzeptanz: „Es ist, wie es ist!“

Als resilienter Mensch akzeptierst du auch unerwartete Herausforderungen und Veränderungen als Bestandteil deines Lebens. Du vertraust auf deine Fähigkeiten und Stärken. Diese versetzen dich in die Lage, Krisen zu meistern und deine Möglichkeiten zur Neuorientierung und Persönlichkeitsentwicklung zu erkennen.

How to do: Über den Alltag und seine Anforderungen tausche dich mit deiner Familie oder mit deinen Freunden aus. Falls du allein lebst, helfen dir Selbstgespräche bei der Stressbewältigung. Anfangs fühlt sich dieser Vorgang vielleicht etwas merkwürdig an, doch diese Übung ist hilfreich. Sie unterstützt dich dabei, Situationen noch einmal zu durchleben und zu verarbeiten. Versuche im Rückblick auf Geschehnisse und Wertungen zu verzichten. Nimm die Dinge so an, wie sie waren und sind. Auf diese Weise lernst du Akzeptanz und Gelassenheit.

2. Optimismus: „Es wird auch wieder besser!“

Jede konfliktreiche Situation im Leben hat ihre Erfolg versprechenden und ihre negativen Seiten. Resiliente Menschen nehmen die positiven Aspekte stärker und bewusster wahr.

How to do: Hier stehen vor allem deine persönlichen Bedürfnisse im Mittelpunkt. Höre jeden Tag aufmerksam in dich hinein und spüre, was dein Körper und dein Geist zum Wohlbefinden brauchen. So stärkst du deine Lebensfreude und tust zudem etwas für deine individuelle Stressbewältigung. Vielleicht benötigst du eine Stunde ganz für dich oder brauchst kulturelle Eindrücke oder sportliche Betätigung.

3. Lösungsorientierung: „Die Dinge angehen, aktiv werden!“

Personen mit gut entwickelter Resilienz konzentrieren sich auf mögliche Lösungen und entwickeln Handlungsoptionen. Dank ihrer positiven Lebenseinstellung erkennen sie leichter ihre Chancen und wie sie diese verwerten können.

How to do: Suche dir eine alltägliche Herausforderung, für die du drei neue Lösungen erarbeitest. Ändere deinen Blickwinkel bei der Problembewältigung und deinen Lösungsansätzen. Deine Energie sollte sich auf das Ergebnis und nicht auf das Problem selbst richten. Begegnet dir der Sachverhalt erneut, versuche es mit deinen neuen Lösungen anzugehen. Beobachte, wie es dir mit diesem Verhalten geht. Es ist eine Frage der Übung und wird dir nach einer Weile leichter fallen.

4. Selbstverantwortung: „Sorge gut für dich!“

Viele Menschen fühlen sich wie in einem Hamsterrad und fortwährend in der Opferrolle. Menschen mit intakter Resilienz hingegen gehen davon aus, ihre Lebenssituation selbst gestalten und beeinflussen zu können. Sie übernehmen Verantwortung für sich und ihre Handlungsspielräume, die sie konsequent nutzen.

How to do: Deine eigene Verantwortungsbereitschaft unterstützt du mit Methoden der Kategorisierung und Priorisierung. Mache dir bewusst, welche Aufgaben zu erledigen sind und welche Erwartungen an dich gestellt werden. Du kannst beispielsweise einzelne Punkte nach Dringlichkeit abarbeiten. Lässt du ein Thema liegen weil es aktuell nicht relevant oder eilig ist, teile es den beteiligten Personen mit einer kurzen Erklärung mit. Damit stärkst du nicht nur deine Verantwortungsbereitschaft, sondern machst sie auch in deinem Umfeld sichtbar.

5. Selbstwirksamkeit: „Aus eigener Kraft etwas bewirken!“

Wer sich Resilienz für Führungskräfte, Unternehmer und Freelancer zu eigen gemacht hat, liegt vorn. Diese Menschen sind davon überzeugt, Konflikte und Krisen meistern zu können. Sie verfügen über ausreichend Kompetenz, Know-how, innere Stärke und Ressourcen und sind in der Lage, ihre Emotionen zu steuern. Das schaffst du auch, wenn du deine Kraftquellen kennst und Energieräubern die rote Karte zeigen kannst.

How to do: Das Ziel besteht darin, dir jeder deiner Entscheidungen bewusst zu sein. Das stärkt deine Handlungsfähigkeit. Du bist für dein Leben verantwortlich. Lerne dich kennen und stehe zu deiner Individualität. Vertritt deine Entscheidungen und vermeide Kompromisse, die dich vorhersehbar nicht glücklich machen.

6. Netzwerkorientierung: „Pflege wertschätzende Beziehungen!“

So verschieden wir Menschen auch sind, so ist uns allen doch eines gleich. Wir alle sind soziale Wesen und unterliegen einem entscheidenden Grundbedürfnis: Wir brauchen Beziehungen. Ein stabiles soziales Netz aus Familie, Freunden und Kollegen gilt daher als wichtige Ressource in belastenden Phasen. Menschen mit hoher Resilienz pflegen ihre Netzwerke und nehmen Hilfe und Unterstützung an. Sie legen Wert auf ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen.

How to do: Das eigene Netzwerk lässt sich auf unterschiedliche Weise pflegen. Halte Kontakt zu Freunden, Angehörigen oder Kollegen. Verbringe mehr Zeit mit Menschen, die dir etwas bedeuten, und lasse sie wissen, wie wichtig sie dir sind. Im Alltag kannst du dein Netzwerk ebenfalls ausbauen. Sei dir darüber bewusst, dass du ständig Signale an deine Umwelt sendest. Mit einer positiven Ausstrahlung kommst du wesentlich schneller in Kontakt mit anderen Menschen. Kleine Gesten und Aufmerksamkeiten schaffen Vertrauen.

7. Zukunftsorientierung: „Realistische Ziele aktiv angehen!“

Personen mit Selbstvertrauen und Resilienz richten sich an ihren persönlichen Werten aus und gestalten ihr Leben mit hohem Engagement. Dabei kalkulieren sie auch Fallstricke ein und entwickeln alternative Handlungsstrategien.

How to do: Verliere deine Wünsche nicht aus den Augen, gönne dir Tagträume und entwickle Visionen. Beschreibe dir selbst und anderen deine Vorstellungen von der Zukunft. Lasse ruhig Gedanken und Einfälle zu, die dir sonst unrealistisch erscheinen würden. Ziel ist es, sich auf die Zukunft in Eigenverantwortung zu freuen.

8. Achtsamkeit/Bewusstheit: „Singletasking anstatt Multitasking!“

Als resilienter Mensch bist du achtsam, hältst immer wieder inne und nimmst wahr, was gerade ist. So kannst du alltägliche Reiz-Reaktionsketten unterbrechen und sowohl entspannt als auch bewusst dein Leben steuern.

How to do: Stimme dich gleich morgens auf einen Tag in Achtsamkeit ein, indem du nach dem Aufwachen noch einen Moment liegen bleibst. Der bewusste Beginn einer Tätigkeit gibt den Ausschlag für ihren Verlauf. Das gilt auch für den Tagesanfang, dem wir gleich zu Beginn eine fokussierte innere Ausrichtung geben. Beispiele für erhöhte Achtsamkeit: Vergegenwärtige dir dein Wachsein und wie dein Atem den Körper bewegt. Richte deine Aufmerksamkeit nacheinander auf verschiedene Körperbereiche.

Fazit:

Psychische Widerstandsfähigkeit hilft Krisen zu bewältigen und die eigene Persönlichkeitsentwicklung voranzutreiben. Letztendlich geht es darum, die Gesundheit beeinträchtigende Faktoren zu erkennen und Veränderungen herbeizuführen. Resilienz ist nicht nur für Führungskräfte, Unternehmer und Freelancer eine Voraussetzung zur Realisierung der Selbstwirksamkeit. Niemand muss als Beifahrer in der Ohnmacht verharren, sondern kann das Steuer selbst in die Hand nehmen. Bestimme selbst, welchen Kurs dein Leben nimmt!

Exkurs aus dem Coaching zum Thema Achtsamkeit und Bewusstheit:

1. Die Stressbiografie

„Mach dir bewusst, was Stress verursacht. Stress ist durch das zentrale Gefühl von Hilflosigkeit gekennzeichnet. Je hilfloser wir uns fühlen, umso mehr sind wir unter Stress. Ob wir unter Stress geraten, ist immer die Frage unserer subjektiven Bewertung. Es ist niemals die Situation an sich, die Stress auslöst, sondern das, was wir aus der Situation machen und wie wir sie bewerten. Stress tritt dann auf, wenn es nicht so läuft, wie ich es will. Dies heißt nicht, dass Stress immer dann auftritt, wenn es nicht so läuft, wie ich es will, aber wenn ich unter Stress gerate, dann ist es nicht so gelaufen, wie ich es wollte. Je identifizierter einer Person mit einer Sache oder Situation ist, umso mehr gerät sie unter Stress, wenn es ihr nicht gelingt, im Dialog zu einer Lösung zu finden.

Aus dem Buch: „Resilienz – Das Geheimnis innerer Stärke: Widerstandskraft entwickeln und authentisch leben“ von Dr. Mirriam Prieß.

Falls du dich also wieder einmal stark gestresst fühlst, hilft dir die Entwicklung einer Stressbiografie. Stelle dir folgende Fragen: Welche Situationen und Herausforderungen im Beruf und im Privatleben habe ich schon gemeistert? Wer und was hat mich dabei unterstützt? Welche Fähigkeiten konnte ich dadurch entwickeln, verfeinern und umsetzen?

2. Die Energiebatterie

Stelle dir folgende Fragen zum Gleichklang von Körper, Gefühl, Geist und Seele: Welches sind meine Kriterien für ein positives Lebensgefühl? Wodurch erreiche ich mein persönliches Wohlbefinden? Worüber lache ich? Was motiviert mich? Was macht mir Freude? In welchen Momenten fühle ich mich unbeschwert und frei? Wann bin ich glücklich? Wofür bin ich dankbar? Selbsterkenntnis ist ein wichtiger Schritt zur Resilienz.

Noch eine abschließende Side Note

Das Gehirn kann zwischen Vorstellung und Realität nicht unterscheiden. Es spielt keine Rolle ob wir das erleben oder uns nur vorstellen. Kraft der Gedanken! Ein Nachtwächter schließt sich in einem Kühlraum ein und stirbt, weil er dachte der Kühlraum sei noch in Betrieb.

Daher, wenn du wieder einmal an dir zweifelst oder dir alles über den Kopf wächst, dann mach die Spiegelübung: Stelle dich für ein paar Minuten vor den Spiegel, schau dir in die Augen und mach dir bewusst, was du bisher alles schon erreicht hast und wie großartig du bist.

Management Consultant, Bankingexperte @ schnekenbühl consulting