Freelancer kennen sie, die Lücken zwischen zwei Projekten. Selbst etablierten freien Consultants gelingen nicht immer nahtlose Anschlüsse von Projekt zu Projekt. Dieser Beitrag gibt praxiserprobte Tipps, wie du projektfreie Zeiten sinnvoll nutzt. So lässt sich ein Übermaß an Leerlaufzeiten minimieren.

Jeder Freelancer hat Bekanntschaft gemacht mit projektfreier Zeit – das ist ganz normal. Hin und wieder gibt es Luft zwischen zwei Projekten. Von aufgeschobenen Kundenentscheidungen, ungewöhnlichen Marktsituationen bis zu Wirtschaftskrisen. Viele Gründe können zu ausbleibenden Nachfolgeaufträgen führen. Was tun also mit der unverhofften freien Zeit? Nutze projektfreie Zeiten für dich – für Dinge, die dir wichtig sind. Mach das Beste daraus, zum Beispiel, indem du:

1. Qualifikationen ausbauen

Eine ideale Möglichkeit sind Weiterbildungen. Ob Abendkurs, Fachkongress oder Wochenendseminar, Präsenz- oder Online-Fortbildungen – nicht alles muss lange im Voraus geplant werden. Selbst Tutorials, Podcasts und Webinare helfen, auf dem Laufenden zu bleiben und den Horizont zu erweitern. Vor allem zu den klassischen Urlaubszeiten, wenn Auftragsflaute herrscht, kannst du diese Zeit damit perfekt überbrücken. Das Angebot ist groß und eventuelle Kosten steuerlich absetzbar.

2. Fachbeiträge, Webinare, Fortbildungen selbst verfassen

Publiziere deine Erfahrungen und Projekterkenntnisse in Fachartikeln, in deinem Blog, auf deiner Website. Du selbst kannst zum Referenten werden. Warum nicht Webinare produzieren? Nebenbei hälst du deine Profile in den einschlägigen Portalen aktuell. Lass deine Follower und Kontakte teilhaben am Expertisezuwachs, auch in Social Media. Mach mit deinem Portfolio auf dich aufmerksam, betreibe Selfmarketing und feile an deiner Marke.

Suche dir weitere Gründungswillige, tausche dich aus oder sei Veranstalter eines Meetups (Community-Plattform). Ich habe mehrere Meetups zum Thema Prozessmanagement veranstaltet und mit Interessierten an einem Beratungsprodukt gearbeitet. Das Coworking-Startup WeWork hat die Community-Plattform in 2017 übernommen. Seither kannst du kleine Meetingräume in den Abendstunden kostenfrei oder für schmales Geld anmieten. Ich habe mich regelmäßig am Ku’damm in Berlin einquartiert. Mit Freunden gearbeitet und den Abend bei einem kühlen Getränk gemeinsam ausklingen lassen.

Weitere Tipps zum Thema Fortbildung

Warum nicht ein Praktika für wenige Wochen absolvieren und Neues hinzulernen. Warum nicht einen Freund oder Freelancer-Kollegen aus dem persönlichen Netzwerk auf seine Expertise ansprechen. Ich habe zuletzt mehr über Affiliate Marketing, Publisher und Affiliate Netzwerke und Kryptowährungen erfahren dürfen. Das hat mich sehr bereichert.

3. Angebote erarbeiten

Kunden gewinnt man am besten durch maßgeschneiderte Angebote. Werde initiativ. Switche von der reaktiven Projektbewerbung zur proaktiven Angebotspräsentation, in den „Proposal-Modus“. Serviere für beim Kunden schon identifizierte Probleme deine Lösungsangebote auf dem Tablett.

4. Projekte in eigener Sache voranbringen

Überprüfe Dich in puncto Motivation und Erfahrungshorizont. Ein Freelancer ist inhaltlich und finanziell immer abhängig von Aufträgen. Der Erfolg direkt gekoppelt mit seiner aktuellen persönlichen Leistungsfähigkeit. Nutze deine Expertise, Markt- und Branchenkenntnisse für dein ganz persönliches Projekt. Werde kreativ in eigener Sache. Denn projektfreie Phasen lassen sich auch nachhaltig nutzen: Evaluieren einer Nische, Entwickeln eines eigenen Produktes, einer Dienstleistung. Mit dem Ziel, einmalig Arbeitsleistung zu investieren und das Ergebnis bestenfalls vielfach zu vermarkten. Entwickle ein „schlüsselfertiges Haus“ für eine Zielgruppe, baue es und verkaufe viele davon. Ob als Start-up mit Gleichgesinnten oder Solopreneur, die individuellen Freiheitsgrade erweitern sich. Somit werden Ressourcen für weitere Produkte freigegeben.

5. Aufräumen und Auszeit nehmen

Buchhaltung, Steuern & Co. und auch der PC sind auf den aktuellen Stand gebracht? Mache verlängerte Wochenenden, schalte auf Kurzarbeit! Laut Freelancer Kompass 2018 räumen 23 Prozent der Freelancer-Neulinge ein, zu wenig Urlaub genommen zu haben. Gleich danach rangiert zu wenig Familienzeit. Drücke häufiger den Reset-Button und schöpfe neue Motivation und Ideen. Überprüfe dein Status quo, wäge Ziele gegen Erreichtes ab und lande womöglich bei einer neuen Geschäftsidee!

Tipps, die helfen, längeren Leerlauf zu vermeiden:

1. Beim aktuellen Kunden für Anschlussprojekt sorgen

Schon im letzten Drittel eines laufenden Projekts kannst du eruieren, ob weitere potenzielle Baustellen des Kunden vorliegen. Bringe in Erfahrung, welche davon ihm schon unter den Nägeln brennen und stelle Lösungen in Aussicht. Baue für eventuelle weitere neuralgische Punkte vor.

2. Neukunden generieren

Führt Punkt 1 nicht zum gewünschten Erfolg, frage diskret, welchen Kollegen des Auftraggebers du von Nutzen sein könntest. Hake bei früheren Kunden nach, ob du ihnen frischen Mehrwert bieten kannst. Durchforste systematisch deine Kontakte nach potenziellen Kunden. Erweitere den Kreis und betreibe intensiviertes Networking.

Fazit

Bei gegebener Motivation, Expertise und Flexibilität sollte das nächste Projekt nicht lange auf sich warten. Nutze die projektfreie Zeit daher sinnvoll. Gönne dir auch mal eine Auszeit, um deine Akkus wiederaufzuladen. Keep calm and carry on!

Management Consultant, Bankingexperte @ schnekenbühl consulting